martes, 30 de mayo de 2017

Abenteuer Putumayo Rundbrief 28 Mai 2017

Abenteuer Putumayo: 4 Wochen im Boot, 1200km, 22 Doerfer



Vom 20.4. bis 19.5. war ich unterwegs auf dem Fluss Putumayo, dem Grenzfluss zwischen Peru und Kolumbien . 2/3 des 1300km langen peruanischen Teils gehoeren zu meiner Pfarrei, alle 39 Doerfer liegen an diesem Fluss. Er ist hier ungefahr so breit wie der Rhein bei Breisach, weniger tief aber mit sehr vielen Seitenarmen und Inseln schlaengelt er sich mit unzaehligen Windungen durch den Urwald. In der ersten Jahreshaelfte steigt er um einige Meter an und ueberschwemmt mit seinen schlammhaltigen Wassern den sonst recht sandigen und wenig fruchtbaren Boden. So sind diese Ueberschwemmungen ein Segen und ein Fluch zugleich, wenn sie zu frueh kommen, vernichten sie die Ernte, machen das Leben im Dorf kompliziert (die Hauser stehen ja auf Pfaehlen aber von einem Haus zum anderen gehts dann nur im Kanu) und vor allem verbreiten sich diese fuerchterlichen Stechmuecken ungehindert, das heisst Durchfall, Malaria, Dengue-Fieber.
Mit im Boot waren 4 Personen: Bea, eine polnische Laienmissionarin, die zum dritten Mal diese Tour organisiert, Saul ein junger Mann aus der Pfarrei, Raul der Steuermann und Gisella, die Koechin. Die Tour ist nicht billig, der Motor gehoert der Pfarrei, das Boot ist geliehen und der Sprit (5 Faesser) kostet etwas mehr als 1000 Euro, ungefaehr 6 Monate Mindestlohn in Peru. Das 19m lange Holzboot hatte 5 Schlafpritschen mit Schaumstoffmatratze und Moskitonetz, der einzig sichere Ort vor den verfluchten Plagegeistern. Das Mueckenschutzspray oder Oel half zwar ganz gut gegen die Schnaken, aber die wesentlich kleineren Mosquitos die einem lautlos in die Haut beissen, haben sich darán nicht im geringsten gestoert. Die Schlafstelle war ueberdacht und mit Plastik verstaerkt, was wunderbar gegen die ploetzlichen und starken Regenfaelle war, aber tagsueber bei Sonne einfach zu viel Hitze erzeugte. Lange Aermel sind ein Schutz aber nach einer Stunde war das Hemd verschwitzt. Mit einem Faecher Wind zu machen war das einzige was half. Die Einheimischen waren auch ueberall mit Stichpumkten uebersaet, da half nur eines: Zaehne zusammenbeissen. Das Klo im Boot war nur 1,5m hoch und duschen musste man sich mit einem Eimer zwischen den Benzinfaessern, das war ein Fressen fuer die Muecken. Ich war nach wenigen Tagen voellig genervt, vor allem als auch noch mehrmals der Motor ausfiel. Ich war drauf und dran alles hinzuschmeissen, Was mir geholfen hat waren die langen Stunden des Ausruhens in der Nacht. Da es auf den meisten Doerfern keinen Strom gab, ging man um 8 ins Bett bis am naechsten Morgen um 6.
In den 39 Doerfern gibt es 8 Ethnien (Huitotos, Orejones, Maijuna, Bora, Yaguas, Ticuna, Quichua und Ocaina. Allerdings haben sich seit dem Voelkermord in der Kautschukzeit (um 1900) die Etnien vermischt und die Sprachen und Traditionen sind am Aussterben. Nur in einem Dorf wird noch wirklich untereinander Tikuna gesprochen, in den restlichen gibt es noch ein zwei Alte, die oft auch noch unterschiedliche Sprachen sprechen. Es wird keine traditionelle Kleidung mehr getragen, aber in der Vorstellung was Gott ist, die Sehle und die Heilung von Krankheiten, da haben sich noch viele alte Werte erhalten, die wir als Kirche nicht ablehnen. Ja so hat Gott frueher zu den Alten im Urwald gesprochen, das ist so etwas wie das Alte Testament, auf dem der Glaube an Jesus Christus dann aufbaut.
Interessant am Leben am Fluss ist: Jedes Kind ab 3 Jahren kann schwimmen. Ab 5 Jahren koennen sie schon Kanu fahren und fischen und wenn sie ihr erstes Wildschwein geschossen haben, koennen sie auch eine Familie ernaehren und gruenden.
Die kleineren Doerfer haben 5-10 Familien und ca 50 Einwohner. Die meisten sind verwandt. Der Haeuptling (cacique) wird gewaehlt. Es ist eine Subsistenzwirtschaft. Man produziert um zu leben, es gibt kaum Verkauf oder Einkauf von Waren. Es gibt auch kaum eine Moeglichkeit etwas zu verkaufen, Fisch kann nicht 14 Tage lang transportiert werden bis in den Rest von Peru. Holz wird an der Grenze scharf ueberwacht, im Augenblick gibt es nur eine legale Moeglichkeit gut zu verdienen: Der Arahuana-fisch (ich vermute dass es sich um den Drachenfisch handelt, laicht im Maerz bis Abril. Dem Mutterfisch werden seine Laiche aus dem Mund gezogen und dafuer bekommt der Fischer von einem Aufkauefer ca. 50 Euro. Man sagt, dieser Fisch sei bei den Chinesen sehr beliebt. Seit 10 Jahren waehrt der Boom, wie lange noch? Sonst gibt es natuerlich noch die illegalen Geschaefte: Edelhoelzer, deren letzte Exemplare man immer tiefer im Urwald suchen muss. Kolumbianische Haendler zahlen gut. Coca natuerlich, frueher war hiera uf beiden Seiten des Flusses ein wahres Drogenanbaumekka, aber das hat sich in den letzten Jahren doch sehr geaendert. Die Praesenz und Zusammenarbeit von Militaerpatrullen beider Laender hat das Geschaeft schwieriger gemacht. Das gleiche gilt fuer die illegalen Goldwaescher. Auf grossen Floessen wird der Sand am Ufer abgepumpt, mit Quecksilber versetzt und nachher wird von Hand das Quecksilber und das Gold getrennt. Auch da haben beide Staaten diesen Umweltverschmutzern und Sich-selbst-vergiftern den Krieg erklaert. Ca 6 diesser Floesse sind bereits vernichtet worden. Das Problem ist. Die einzigen groesseren Doerfer, die wachsen, weil es dort Arbeit gibt, leben von diesen illegalen Aktivitaeten, ich schaetze es duerften ca 50 Familien sein.
Wenn wir in ein Dorf kommen, wird zu erstmal der Kazike besucht. Mit ihm machen wir aus, wann die Dorfversammlung sein kann, ob am gleichen Abend (geht meistens nicht, weil es keinen Strom gibt) oder am naechsten Morgen. Wenn  das Dorf mehrheitlich katholisch ist, gibt es dann noch eine Feier, manchmal eine Messe. Insgesamt habe ich auf dieser Fahrt 42 Kinder und 6 Erwachsene getauft, nur dreimal Eucharistie gefeiert, weil niemand ausser dem Misssionsteam zur Kommunion gegangen ist, da waren Wortgottesdienste dann einfach die bessere Loesung.
Ca 1/3 der Doerfer sind jetzt mehrheitlich evangelikal. Bis in die 80er Jahre, als die Pfarrei mehr praesent war, waren noch alle katholisch und es gab Gemeindeleiter in allen Doerfern, die meisten feierten Wortgottesdienste am Sonntag. Da die Pfarrei nicht mehr kam wurde das nur noch in einem Dorf durchgehalten, aber es gelang mir, in mehreren Doerfern wieder Leute zu gewinnen, die sich darauf vorbereiten werden, Gemeindeleiter zu sein. Die meisten waren sehr erfreut, dass die Pfarrei nun wieder in den Doerfern auftaucht. Oft wurde ich etwas abwartend gefragt, ob ich denn laenger bleiben wuerde. “Wenn Gott will” war dann meine Antwort.
So werde ich nun wahrscheinlich 3 Monate im Jahr auf dem Fluss leben: 2 Reisen flussabwaerts und 2 Flussaufwaerts. Nirgendwo gibt es Haendyempfang, allerdings gibt es in 5 Doerfern ein oeffentliches Telefon und in weiteren 10 ein Amatuerfunkgeraet, so dass die Schwestern am Pfarreisitz informiert werden koennen, wo wir gerade sind.
Gottseidank ist der Sitz der Pfarrei in der Kleinstadt El Estrecho, wo die Muecken (fast) kein Problem sind und ich zumindest uebers Telefon erreichbar bin. Herzlichen Dank auch allen Spendern, ich bin heute nach langer Zeit mal wieder im Internet und muss mich erst mal informieren, was von wem gekomen ist. Ganz besonders moechte ich Euch um Euer Gebet bitten, in solchen Extremsituationen ist es die Kraft, die mich durchhalten laesst.

Iquitos, 22.5.17                                                                               Euer Reinhold Nann

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